Sie sind Geschwister, am 28. Mai in Wuppertal aus ihren Eiern geschlüpft und damit etwa ein halbes Jahr alt, die beiden neuen Riesentukane in der Wilhelma. Im November kamen sie als Leihgabe des Wuppertaler Zoos nach Stuttgart, wo sie nach kurzer Quarantäne ihre Voliere im Amazonienhaus bezogen. In der Wilhelma leben auch Fischer- und Dottertukan, doch Riesentukane sind noch einen ?Tick? grö?er als diese: Bis zu 60 Zentimeter lang und mehr als 800 Gramm schwer werden die Männchen ? die optisch identischen Weibchen bleiben etwas kleiner. Noch ist unklar, ob die beiden Neulinge männlich oder weiblich sind, denn das bringt nur der DNA-Test einer Federprobe ans Licht.
Das auffälligste Merkmal der überwiegend schwarz gefiederten Riesentukane ist natürlich ihr Schnabel: knallgelb-orange gefärbt und von wahrhaft beeindruckender Grö?e. Bis zu 23 Zentimeter lang wird er bei Tukan-Männchen, bei Weibchen ist er wenig kürzer. Beim ?Schnäbeln? brauchen diese Vögel mit Materialeinsatz also nicht zu geizen. Tatsächlich spielt der Schnabel bei Balz und Partnerwahl eine Rolle ? aber er kann noch mehr: Gute Dienste leistet er auch als eingebaute Klimaanlage, denn überschüssige Wärme wird über feine ?derchen unter seiner Oberfläche abgeleitet. Keine schlechte Einrichtung so ein Kühler-Schnabel, wenn man im tropisch hei?en Dschungel zu Hause ist ...
Die ursprüngliche Heimat der Riesentukane sind die Wälder und Baumsavannen im Osten Südamerikas. Dank eher mä?iger Flugkünste hüpfen die Wipfelbewohner lieber ihrer Wege, anstatt zu fliegen, und wenn sie sich einmal aufschwingen, setzen sie auf Gleitflug. Den Boden suchen sie selten auf. Tukane bilden gern kleine Familiengruppen, die gemeinsam in Baumhöhlen übernachten ? um dabei Platz zu sparen, wird der Schwanz am Rücken hochgeklappt. Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem Früchte, doch auch Insekten, Frösche, Echsen, Eier und Jungvögel sind als Imbiss willkommen. Grö?ere Früchte pflückt, zerquetscht und ?entsaftet? der Tukan mithilfe des Schnabels, kleine Früchte schluckt er am Stück. Ein kleines Kunststück vollbringt er stets, um Leckerbissen aus der Schnabelspitze in die Kehle zu befördern: kurzes Rucken des Kopfes nach oben, eleganter Wurf rückwärts und schwupp ist der Fall erledigt. Nur beim Bau einer Bruthöhle ist der gro?e Schnabel etwas hinderlich, weshalb sich der Riesentukan gerne in vorgefertigte Baumhöhlen anderer Vögel, etwa seiner kleineren Spechtverwandtschaft, einmietet. Den anfangs federlosen, blinden Nachwuchs ziehen die Tukan-Eltern gemeinsam auf. Nach etwas weniger als zwei Monaten sind die Jungen flügge ? und wenn alles gut geht, können sie etwa 20 Jahre alt werden.