Und obwohl das Wetter derzeit nicht wirklich zu ihrem Namen passt, haben sich die beiden mittlerweile gut eingelebt. In die Wilhelma kamen sie auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP). Bevor jedoch mit erstem gemeinsamem Nachwuchs zu rechnen ist, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen.
Nachdem 2011 der alte Kater Bob gestorben und Lola als zuletzt in Stuttgart geborene Schneeleopardin im belgischen Tierpark Planckendael ein neues Zuhause und einen neuen Partner gefunden hatte, stand das Gehege nahe der Eisbärenanlage ein paar Monate leer. Doch seit einigen Tagen können der Kater Ladakh und die Katze Kailash nicht nur ihr Domizil, sondern auch sich gegenseitig inspizieren. Bislang allerdings hält sich das Interesse füreinander stark in Grenzen: ?Das ist normal, denn Kailash und Ladakh sind sozusagen noch Teenager und erst in etwa einem Jahr geschlechtsreif?, erklärt Revierleiter Jürgen Deisenhofer. Zurzeit gibt jedenfalls die 2010 in Zürich geborene Kailash klar den Ton an, denn sie ist deutlich neugieriger, verspielter und lebhafter als der fast gleichaltrige Ladakh aus dem französischen Amnéville. ?Ladakh ist ein echter Stubenhocker und versteckt sich oft im Innengehege vor den Blicken der Besucher?, berichtet Deisenhofer. ?Aber das wächst sich mit der Zeit aus.? Da Schneeleopardenmännchen im Schnitt grö?er werden als die Weibchen, werden zudem die Kräfteverhältnisse später neu verteilt.
In ihrem natürlichen Lebensraum, den Hochgebirgen Zentralasiens, leben Schneeleoparden, auch Irbisse genannt, die meiste Zeit des Jahres als Einzelgänger. An das Leben in diesem extremen Lebensraum sind sie bestens angepasst. Die gro?en Pfoten verhindern, ähnlich wie Schneeschuhe, dass sie im Schnee versinken, in der extremen Kälte wärmt sie ein dichtes, langes Fell. Zusätzlichen Schutz vor Wind, Schnee und Frost bietet, um Körper und Kopf geschlungen, der lange, buschige Schwanz. Er dient obendrein bei den bis zu 15 Meter weiten Sprüngen der Irbisse von Fels zu Fels als praktisches Steuerruder.
Schneeleoparden gehören zu den seltensten Arten unserer Erde. Ihr Bestand wird auf etwa 4000 bis 6000 Tiere geschätzt. Obwohl sie in allen ihren Heimatländern streng geschützt sind, fallen sie weiterhin Wilderern zum Opfer. Zudem macht ihnen der Verlust ihres Lebensraumes zu schaffen. Die schönen Gro?katzen sind somit auch als Zoo-Bewohner besonders wertvoll: Im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm erfasst sind derzeit rund 220 Schneeleoparden. Auch die Wilhelma hält und züchtet seit 20 Jahren Irbisse, fünf Jungtiere sind in Stuttgart bislang aufgewachsen. Und wenn die Zeit dafür reif ist, werden sich bestimmt auch bei Kailash und Ladakh noch Frühlingsgefühle einstellen ? auf dass es mit weiterem Nachwuchs für diese hochbedrohte Art klappt.