Die Konferenz mit insgesamt fast 90 Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und Workshops wird von einer Messe begleitet. Umgang mit Vielfalt in der Kita, vorurteilsbewusste Erziehung und die Frage welche Qualifikation für pädagogisches Personal nötig ist, sind nur einige der Themen, die während des zweitägigen Kongresses zur Diskussion stehen.
In Kindertagesstätten herrscht ein akuter Mangel an Fachkräften. Fachfremde ? zum Beispiel ehemalige Beschäftigte der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker ? kurzerhand in Kitas anzulernen, ist einer der vielen Vorschläge, um den Engpass in den Griff zu bekommen. Es spräche nichts gegen den Einsatz von Menschen mit fachfremden beruflichen Erfahrungen in Kindertagesstätten, sagt Tina Friederich von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) am Deutschen Jugendinstitut in München. ?Sie brauchen jedoch eine solide pädagogische Ausbildung. Kurzlehrgänge reichen nicht aus. Dazu ist der Beruf zu anspruchsvoll?, betont die Expertin, die während des Kongresses ?Invest in Future? (22. und 23. Oktober in Stuttgart) über die Qualifizierung pädagogischen Personals in Kitas sprechen wird. Eine durchgehende Akademisierung der Profession, wie sie vielfach gefordert wird, hält Tina Friederich auf der anderen Seite für zur Zeit nicht umsetzbar. Sie sei auch kein Allheilmittel. ?Im Umgang mit Kindern sind gro?es Einfühlungsvermögen und viel Sensibilität gefragt. Au?erdem nimmt Erfahrungslernen einen hohen Stellenwert ein?, erläutert die Expertin. ?Ein Bachelor ist also noch kein Garant für Professionalität.? Gleichwohl könne der Kita-Alltag vom theoretischen Wissen und der höheren Bereitschaft zur Reflexion, die akademisch gebildete Kräfte zumeist mitbringen, profitieren. ?Ich empfehle eine gute Mischung unterschiedlich pädagogisch qualifizierter Fachleute?, sagt sie.
Tagungsmotto ?Vielfalt - Möglichkeiten erkennen, Herausforderungen meistern!?
?Der Umgang mit Vielfalt ? nicht nur im Kita-Team - ist das Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses?, sagt Invest-in-Future-Initiatorin Waltraud Weegmann, Geschäftsführerin der Konzept-e für Bildung und Betreuung gGmbH, die das jährliche Symposium gemeinsam mit dem KiND e.V.-Dachverband und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) veranstaltet. ?Wir beleuchten die Chancen und Herausforderungen, die eine immer vielfältiger werdende Gesellschaft für die Bildung und Betreuung von Kindern mit sich bringt, aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.? Zum Beispiel lautet eine Fragestellung, welche Konzepte nötig sind, damit Mütter und Väter, die in verschiedene Familienkonstellationen und in vielfältige Arbeitszeitmodelle eingebunden sind, für ihre Kinder eine passgenaue Betreuungslösung finden. Eine weitere Frage lautet, welche Ansprüche sich durch eine von Vielfalt geprägte Gesellschaft für die Pädagogik in Kindertagesstätten ergeben.
Durch vorurteilsbewusste Erziehung positiven Umgang mit Vielfalt lernen
?Vielfalt ist eine Chance für alle. Sie ist für Kinder bereits in der Kindertagesstätte in unterschiedlicher Hinsicht erlebbar. Fachkräfte sollten Unterschiede wahrnehmen, sie pädagogisch aufgreifen und mit den Kindern im Dialog erarbeiten?, betont die Fortbildnerin und Expertin für vorurteilsbewusste Erziehung Sandra Hörner. ?Kinder gehen zunächst offen, angst- und wertfrei mit Unterschieden um. Es ist Aufgabe von Erzieherinnen und Erziehern sowie Eltern, den Kindern diese Herangehensweise zu erhalten. Dabei zählt das eigene Vorbild.? Bei einem Workshop während des Kongresses ?Invest in Future? erarbeitet die Expertin mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern Wege, um eigene Vorurteile zu erkennen und oft unwillkürliches ?Schubladendenken? kritisch zu hinterfragen.