12800 AMIE SIEGEL. BLACK MOON Teil 1 einer Werkschau der amerikanischen Videokünstlerin bis 23. Oktober im Kunstmuseum Stuttgart
Die amerikanische Videokünstlerin Amie Siegel, die derzeit als Stipendiatin
an der Akademie Schloss Solitude lebt und arbeitet, gibt seit heute, 5.
Juli, ein Gastspiel im Kunstmuseum Stuttgart: Der Eingangssaal im
Erdgeschoss des Museums, an dessen riesigen Wandflächen vormals die Flammen
aus Iannis Kounellis? gro?flächiger Installation ?Senza Titolo? züngelten,
hat sich dazu in eine Art Kinosaal verwandelt. Bis 23. Oktober wird hier
die dreiteilige Installation ?Black Moon? präsentiert. Das neueste Werk von
Amie Siegel ist der erste Teil einer Ausstellung, die im Frühjahr 2013 ihre
Fortsetzung findet.
Das Herzstück der Arbeit ist eine Gro?projektion des Films ?Black Moon?,
der auf Super 16mm gedreht wurde. In dem 20minütigen Film entwickelt sich
ein geheimnisvolles Geschehen ohne Dialoge. Siegel lehnt sich dabei
partiell an den gleichnamigen Science-Fiction-Film des französischen
Regisseurs Louis Malle aus dem Jahr 1975 an. Eine Truppe bewaffneter Frauen
durchkämmt eine verlassene, halbfertige Luxussiedlung, die charakteristisch
für die Auswirkungen der amerikanischen Immobilienkrise ist und die hier
zur Kulisse einer unverständlichen Kampfhandlung wird. Mittels weniger
Kunstgriffe gelingt es Siegel, die zeitlichen Ebenen und Verortungen der
Handlung au?er Kraft zu setzen und eine Science-Fiction-Arbeit zu
erschaffen, die auf viele weitere Kinogenres anspielt.
Die Methode der ?bertragung, des Remake, des Reenactement oder der
Verdoppelung spielt im Werk von Siegel speziell bei ?Black Moon? eine gro?e
Rolle. Das wird ebenfalls sichtbar bei dem zweiten Element der Arbeit. In
?Black Moon/Mirrored Malle? wird ein Interview mit Louis Malle über seinen
Film ?Black Moon? mit einer rekonstruierten Version des Interviews
konfrontiert. In der zeitgenössischen >Dokumentation< schlüpft Amie Siegel
in die Rolle des selbstbewussten Regisseurs und erzählt über das eigene
Making of<. Die Brechungen durch den Geschlechtertausch, durch die zwei
Sprachen (englisch/französisch) und das unterschiedliche Setting wirken
tatsächlich wie ein Spiegel, in dem die kulturellen Codes der jeweiligen
Zeit deutlich sichtbar werden. Hier, ebenso wie im dritten Teil der Arbeit
mit dem Titel ?Black Moon/Hole Punches?, gelingt Siegel die Verknüpfung des
filmischen Inhalts mit einer Reflektion über das Medium bzw. die
?berlagerung von Fiktion und Dokumentation.
Amie Siegel wurde 1974 in Chicago geboren und lebt und arbeitet derzeit in
Berlin, New York und Stuttgart. Sie stellte international bei
Gruppenausstellungen aus, darunter im MoMA/PS1 (New York), in der Hayward
Gallery (London), im Walker Art Center (Minneapolis), im Whitney Museum of
American Art (New York) und in den KW Institute for Contemporary Art
(Berlin). Ihre Filme und Videos wurden im Museum of Modern Art (New York),
auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, den Internationalen
Filmfestspielen Berlin, im BFI Southbank (British Film Institute) sowie dem
Harvard Film Archiv gezeigt. Sie war Stipendiatin des Berliner
Künstlerprogramms des DAAD und der Guggenheim Stiftung sowie Gewinnerin des
2010 James und Audrey Foster Preises des ICA (Institute of Contemporary
Art) in Boston.