Dazu Prof. Hermann Wilske, der Präsident des Landesmusikrats Baden-Württemberg:
?Mit Recht wird immer wieder darauf verwiesen, Baden-Württemberg sei ein Musikland. In der Tat: Um die 20% aller Musikschulen und Musikhochschulen Deutschlands sind hier beheimatet, und beim Bundeswettbewerb ?Jugend musiziert? gehen alljährlich bis zu 38% aller ersten Bundespreise (so etwa 2011) nach Baden-Württemberg, obwohl man doch nur rund 13% der Einwohner Deutschlands stellt. Im Landesmusikrat Baden-Württemberg sind über die 75 Mitgliedsverbände ca. 1,4 Millionen Menschen organisiert, nirgendwo sonst sind es so viele. Breite und Spitze treffen sich im Musikland Baden-Württemberg somit auf singuläre Art und Weise.

Wenn vor diesen Voraussetzungen die Absicht laut wird, die beiden Radio-Sinfonieorchester zu fusionieren, dann verbindet sich damit zunächst der Verlust zweier Spitzenensembles von nationalem Rang, die überdies auf der ganzen Welt musizieren. Was nach der Fusion an deren Stelle tritt, bleibt letztlich ungewiss.

Zugleich träfe eine Fusion auch ins Mark des Musiklebens in Baden-Württemberg. Auf der Strecke bliebe für viele Menschen die Möglichkeit, vor Ort Konzerte internationalen Formats besuchen zu können. Die Chancen zur Musikvermittlung für tausende junge Menschen, die beide Orchester während der letzten Jahre durch Jugendkonzerte in vorbildlicher Form durchgeführt haben, würden spürbar eingeschränkt. Und da beide Orchester zu beachtlichen Anteilen immer auch eine Berufsperspektive für Absolventen baden-württembergischer Musikhochschulen darstellen, wäre insgesamt der Schaden für die musikalische Infrastruktur unseres Musiklandes unübersehbar.

Der Landesmusikrat Baden-Württemberg solidarisiert sich mit den Freundeskreisen und Fördervereinen beider Orchester, die sich für die Initiative

zusammengeschlossen haben und fordert alle Kulturinteressierten auf, sich an der Onlinepetition zum Erhalt der beiden SWR-Orchester zu beteiligen. Neben dem SWR müssen auch das Land und die Kommunen zu ihrer Verantwortung stehen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen, wie dem drohenden Kulturabbau begegnet werden kann. Es geht um nichts Geringeres als die kulturelle Identität und damit um die Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs.?